MÄRZ 2007

Gleich vorweg sag' ich erst mal:

" `tschuldigung für die lange Abwesenheit"

Die Tastatur meines Laptops mag nicht mehr mit mir zusammenarbeiten und verweigert die Ausführung meiner Befehle. So sträubt sie sich vehement a,s,d,w,e sowie 2,3,4 zu schreiben (jetzt sieht sicher jeder auf seine Tastatur, oder ?) und deshalb wollte ich vor dem Fortsetzen der homepage auf weniger rebellische NEUE Tasten warten. Da es sich aber inzwischen als äußerst zeitaufwendig erwiesen hat, eine deutsche Tastatur in China aufzutreiben, setz' ich doch (gehandicapt) fort - Tippfehler seien mir verziehen, vor allem, wenn ein oben erwähntes Zeichen fehlen sollte :-)

 

Na trotz allem, da sind wir wieder...

DONNERSTAG 1.3.2007 - FREITAG 2.3.2007

Wie schon gesagt, ähh, geschrieben, ist Dieter diese Woche in Zhuhai und mit ihm gehen wir abends immer essen und bummeln herum, damit er ein paar Eindrücke von dieser Stadt mit nach Hause nehmen kann.

Gestern Mittwoch haben uns Sam, Roger und Teng Da in ein Seafood-Restaurant ausgeführt. Was wir (Dieter, Walter, Manfred und ich) da auf der "lebendigen Speisekarte" bestaunen konnten, soll Euch nicht vorenthalten bleiben:

 

Anschließend waren wir dann noch mit Dieter im underground-market, den muss man einfach gesehen haben und dann in der Fußgängerzone auf ein paar Bierchen und frischgepresste Fruchtsäfte, hmmm.

Am Donnerstag geht's abends mit dem Chef "zum Inder", den Weg zurück zum Harbour View treten wir dann "wegen Überfüllung" (des Magens, nicht des Taxis) zu Fuß an.

Am Freitag bildet ein bodenständiges BBQ den kulinarischen Abschluss von Dieters Reise. Er war natürlich zum Arbeiten da, nicht nur zum Essen, aber diesbezügliche Details entziehen sich meiner Kenntnis !

Für Samstag wird dann noch beschlossen, dass Walter, Manfred und ich ihn nach HongKong begleiten, von wo er in der Nacht nach Ö abfliegt.

 

SAMSTAG 3.3.2007 + SONNTAG 4.3.2007

Um 9 Uhr am Samstag geht's mit der Fähre von Zhuhai nach Hong Kong, direkt nach Hongkong Island. Da meine Beschreibungen von HK-Auflügen immer Verwirrung hervorrufen, versuche ich das Gebiet von HK einmal zu beschreiben:

Hier erst mal eine Karte:

Am Festland liegen ganz im Norden die New Territories, an die im Süden die Halbinsel Kowloon (mit vielen Bezirken) angrenzt. Westlich von Kowloon liegt Lantau Island, südlich Honkong Island mit den districts Central, Victoria, Admirality, Wan Chai usw.

Da ja schon zur Genüge Fotos von HongKong mit all seinen Wolkenkratzer zu sehen waren, gibt's diesmal nur ein paar außerordentlich schöne Bilder, die Manfred an Orten, an denen wir vorher noch nicht waren, "geschossen" hat, vor allem jene am Abend vom Peak aus. Weitere sind natürlich auf der Seite "Fotos" zu sehen.

Den Sonntag verbringen wir ganz gemütlich mit Brunchen im Harbour View, Spazierengehen und süßem Nichtstun.

 

MONTAG 5.3.2007 - FREITAG 9.3.2007

Wie es nicht anders kommen konnte, beginne ich, die Wohnung ein wenig umzugestalten. Ich liebe das ja sowieso und hier bietet sich jetzt die Möglichkeit, unsere 4 Wände persönlicher und wohnlicher zu machen.

Am Montag fahre ich gleich los zum B&Q, einem Baumarkt, ähnlich unserem Baumax oder Obi, leider ohne Blumenabteilung, aber dazu später...

Dort ordere ich neue Vorhänge fürs Wohnzimmer. Nicht weil mir die alten nicht gefallen würden, aber Wind, Sonne und die ständige Feuchtigkeit haben sie brüchig gemacht und jedes Mal Vorhang-auf, Vorhang-zu hab' ich ein weiteres Stück in der Hand oder zumindest gibt's einen neuen Riss - also weg damit ! Fürs Büro bestelle ich eine Moskitorollo, ein netter Herr kommt am nächsten Tag genau ausmessen. Natürlich kann ich nicht nach Hause fahren, ohne auch tatsächlich was mitzunehmen, also Vorhangstange, Halterungen, Ringe für einen Schlafzimmervorhang (bislang spielten Manfred und ich Peep-Show für die Nachbarn), eine neue Lampe fürs Gästezimmer und noch ein paar "Kleinigkeiten". 

Warum ich das alles schreibe ? Nicht aufregend, meint Ihr ? Naaa, dann stellt Euch mal vor, Ihr seid in China, wo bekanntlich Chinesisch gesprochen wird und wollt bei einer netten Dame in der Vorhangabteilung was bestellen. Ihr fahrt zu einem ca. 6 km entfernten Baumarkt, aber habt wie ich ja gar kein Auto (!) und kauft haufenweise sperrige Dinge und sucht dann vergeblich den nicht vorhandenen Kofferraum Eures nicht vorhandenen Autos - na, seht Ihr ?

Am Dienstag beginnt unser Chinesisch-Kurs, Staffel III. Ich hab' mich die letzten 2 Wochen schon darauf gefreut. Die Freude wandelt sich aber schlagartig in blankes Entsetzen, als ich feststelle, was ich schon wieder alles vergessen habe. Also quasi, alles von vorn ! Das bedeutet viele, viele Stunden im Kaffeehaus Vokabel-lernen, Ihr könnt Euch jetzt vorstellen, wie sehr mich das stört :-).

Am Mittwoch muss ich nochmals zum B&Q, es hat mich jemand von dort angerufen, dass ab heute Vorhänge in Aktion seien und wenn ich sie heute sozusagen nochmals neu bestelle, komme ich in den Genuss von -30 % - Gott-sei-Dank war dieses Gespräch halb Englisch - halb Chinesisch. Also nochmals hin, Vorhänge abbestellen, nochmals mit neuem Datum neu bestellen - na bitte !

Donnerstags entdecke ich bei einem Straßenmarkt wunderschöne Bambustriebe - da fällt mir natürlich gleich ein: "Ja, Grün muss auch noch in die Wohnung !" Wie sich später herausstellt, kaufe ich völlig übereilt 8 ungefähr 120 cm hohe Pflanzen, welche nur eingewässert sind, damit sie Wurzeln bekommen. Soweit so gut ! 

Am Freitag starte ich dann los, um Blumenerde zu organisieren... Moment mal, wo könnte ich die bekommen? Beim B&Q - wie schon oben erwähnt - gibt es schon 'mal keine Gartenabteilung und auch sonst hab' ich noch nirgends Topferde gesehen. Den ganzen Tag klappere ich sämtliche großen Supermärkte, Blumenläden und einige Gärtnereien ab - überall "meiyou", was soviel bedeutet wie "haven't" - "hamma nicht". Na schön, jetzt steh' ich da mit meinen Pflanzen...

 

SAMSTAG 10.3.2007 + SONNTAG 11.3.2007

Am Samstag geht's zum Bowling mit Arbeitskollegen und anschließend in ein DongBei Restaurant zum Hot-Stone Essen.

Bowling ist ziemlich verschieden zu unserem Kegeln, es stehen 10 Kegeln als Raute formiert und sollen mit immens großen Kugeln am Ende einer spiegelglatten Rollbahn zum Umfallen bewegt werden. Wer hier mit Kraft zu Werke geht, hat schon verloren - so wie ich in der ersten Runde !

Auch das Hot-Stone-Essen ist eine Premiere für uns. Ähnlich wie bei unserem "Heißen-Stein-Grillen" gibt's allerlei Köstlichkeiten, die in großen Mengen auf den Stein und dann in den Magen wandern - lecker, lecker.

Auch von diesem opulenten Mahl geht's zu Fuß nach Hause, ein Verdauungsmarsch kann da nicht schaden.

Um es kurz zu machen - am Sonntag hat sich nichts Berichteswertes getan - rumbummeln, rumhängen, rumkugeln, Rum trinken (in Form von Piña Colada auf der Terrasse des Roman Seaside's bei frühlingshaften 23°).

 

MONTAG 12.3.2007 - FREITAG 16.3.2007

Wie die letzte Woche endete, so beginnt die neue. Am Montag ist wieder Erde-suchen angesagt, schließlich geb' ich auf und klau' ganz einfach welche von einer nahegelegenen Baustelle und radle zum Strand, wo ich Sand mitgehen lasse. Vermengt sollte das doch funktionieren oder bringt das Salz im Meeres-Strand-Sand meinen Bambus um ? Auch gut - dann hat es sich endgültig erledigt.

Ganz beglückt vom Erfolg meiner Erd-Expedition lauf' ich in eine Seitengasse bei unserer Wohnanlage, wo ein riesiger Keramik-Markt seit Wochen auf der Straße aufgebaut ist - doch ...

... natürlich, jetzt wo ich Erde habe, sind die "G'schirrln" weg - der Markt auch ! Also rauf auf's Radl und die nähere Umgebung durchforsten, aber der Markt ist wie vom Erdboden verschluckt. 

Schön langsam steigt leichte Verwunderung in mir hoch. Will man hier vielleicht nicht, dass ich unsere Wohnung gemütlich mache ? Hat man aus diesem Grund auch den am nähesten gelegenen IKEA erst in Guangzhou gebaut, wo ich ohne Auto nicht hinkomme ? Und auf jede Vase, jeden Polster, jedes Bild Straß-Sternderl gepickt und Spitzerl und Rüscherl drumrum ?

Dienstag "entspanne" ich im Chinesisch-Kurs, es ist so nett, dass es meinen Eindruck von China wieder geraderückt.

Der Mittwoch vergeht ohne besondere Vorkommnisse, den Keramik-Markt kann ich auch entfernter nicht wiederfinden, also "schwimmt" der Bambus erst mal weiter im lila Plastikkübel, der eh' gar nicht schlecht zu den verpatzen Bezügen der Couch mit den rosa Blumen passt... 

Donnerstag ist wieder Chinesisch-Kurs und anschließend fahr' ich zum B&Q - unsere Vorhänge für Wohn- und Schlafzimmer sind fertig ! Mit einem Riesenpaket Stoff leiste ich mir ein Taxi und zu Hause angekommen, werden sie gleich aufgehängt. Schööön.

Am Freitag steuere ich auf meinem Drahtesel dann noch eine weitere Gärtnerei an - ein allerletzter Versuch. Und siehe da, schöne Pflanzen, Töpfe, und - Blumenerde ! Ich kann mein Glück kaum fassen und packe die Gelegenheit beim Schopf, kaufe Palmen, Atzeleen, Blattpflanzen, blühende Stöcke, Übertöpfe und Erde - man kann ja nicht wissen - vielleicht löst sich die Gärtnerei ja auch über Nacht in Luft auf :-)

Und der nette Gärtner lädt alles auf seinen Mini-Laster, mein Radl inklusive, und führt mich und meinen Dschungel bis vor die Haustür - perfekt !

 

SAMSTAG 17.3.2007 + SONNTAG 18.3.2007

Manfred muss dieses Wochenende sowohl Samstag als auch Sonntag arbeiten. Am Montag und Dienstag gibt's nämlich keinen Strom in Nanping (= Bezirk von Zhuhai, in dem die Firma liegt) und diese beiden Tage hat er dann statt dem Wochenende frei.

 

MONTAG 19.3.2007 - FREITAG 23.3.2007

Am Montag fahren wir am Nachmittag mit Walter in den Underground, er möchte noch ein paar "Mitbringsel" einkaufen, denn er fliegt nächsten Donnerstag, 29.3., heim, wird aber aller Voraussicht nach wieder kommen.

Der Rest der Woche vergeht mit Chinesisch-Lernen und Englisch-Lehren. Eine chinesische Freundin hat am Samstag einen großen Test und kommt diese Woche öfters als sonst zum Lernen.

Außerdem plane ich mit Elfi (einer netten, unternehmungslustigen Grazerin) einen 3-tägigen Ausflug in die Fujian-Provinz, wo es alte Hakka-Häuser zu besichtigen gibt. Mehr dazu nächste Woche...

 

SAMSTAG 24.3.2007 + SONNTAG 25.3.2007

Karin, meine Chinesisch-Kollegin, hat uns eingeladen am Samstag mit nach Zhongshan in einen Antiquitäten-Markt zu fahren. Seit November wollten Manfred und ich schon hin, jetzt ist es soweit.

Ja, viel Geld und einen Container zum Heim-Verschiffen müsste man haben, hier eine ganz kleine Auswahl an durchaus begehrenswerten Stücken:

Am Sonntag kommen - nachdem vorigen Freitag schon 3 Leute aus dem headquarters angekommen sind - noch weitere 5 dazu. Mit ihnen fahren wir nach Gongbei shoppen, am Abend gibt's dann ein gemeinsames Abendessen mit anderen chinesischen Kollegen im "Mayflower", einem Seafood-Restaurant im Ridong-Building, gleich neben "unserem" Roman Seaside. Abgesehen von hervorragendem, aber teurem Essen ist noch nenneswert, dass am Platz vor dem Lokal Mao's Flugzeug steht, dass der Besitzer des Ridong-Gebäude vor längerem gekauft hat !

Mao's Flugzeug im Hintergrund !

 

MONTAG 26.3.2007 - FREITAG 30.3.2007

Am Montag geht es ganz früh morgens los - Elfi und ich starten unseren Ausflug zu den Hakka.

Daher wieder mal ein bißchen Hintergrund-Info:

Hier zuerst eine Karte der Guangdong-Provinz:

Die Hakka sind ursprünglich eine Volksgruppe (han) aus dem Norden Chinas, die vor mehreren Jahrhunderten wegen Verfolgung und kriegerischer Auseinandersetzungen Richtung Süden geflohen sind und sich im Grenzgebiet der Provinzen Guangdong (hier sind wir) und Fujian (nächste Provinz im Nordosten) im sicheren - weil entlegenem - Bergland niedergelassen haben. Erst hier bekamen sie ihren heutigen Namen "Hakka" - was im dortigen Dialekt "Gäste" bedeutet. Zum Schutze ihrer Familien bauten sie (teilweise über Jahrzehnte) riesige quadratische oder kreisförmige Häuser. Diese haben eine Außenmauer aus Holz und gestampftem Lehm, nur ganz kleine Fenster bzw. Schießscharten und Pechnasen, sind bis zu 5 Etagen, d.h. 20 m hoch und 80 m im Durchmesser. Diese Außenmauern haben innen aus Holz gebaute Etagen, in den sich die Wohnungen befinden. Das Zentrum des Innenhofes bildet meist ein kleiner Tempel, bei manchen umgeben von mehreren Ringen an eingeschossigen Gebäuden. Jede Anlage ist in 8 Segmente unterteilt, hat 3 Ausgänge (O-S-W) und im Osten und Westen je einen Brunnen (nach dem Yin-Yang-Prinzip). Viele dieser Bauten sind bis heute gut erhalten und nach wie vor von Großfamilien bzw. Sippen von bis zu 600 Leuten bewohnt und erinnern mitunter an europäische Kleinburgen und Festungen. 

 

Aber jetzt zur Reise selbst:

Wie schon erwähnt, am Montag geht's früh (8.00) los, denn wir haben einen langen Weg vor uns. Elfi hat dankenswerterweise ein Mietauto (7-Personen-Van) samt Chauffeur und einen netten Guide (William) angemietet. William spricht neben seiner Muttersprache Chinesisch auch noch hervorragend Englisch und Deutsch !

Von Zhuhai geht's erst einmal 2 Stunden nach Norden Richtung Guangzhou, der Hauptstadt von Guangdong (Kanton). Kaum lassen wir Guangzhou hinter uns, beginnt China-pur ! 

Zuerst Hügel- dann Bergland, bedeckt von Litchi-Terrassen und in den Ebenen Felder, auf denen Bauern knöcheltief im Schlamm von Wasserbüffel gezogene Pflüge steuern, natürlich mit Strohhut!

Dann weiter Richtung Osten nach Huizhou, von dort dann nördlich über Heyuan, Dengta, Longchuan nach Meizhou (auf der Karte Mei Xian). Dort verlassen wir die Autobahn und laben uns gegen 14.30 an lokalen Köstlichkeiten.  

Nun beginnt das Abenteuer. Über Bergpässe und durch enge Flusstäler geht es nach Dabu und von dort Richtung Longyan. Ungefähr in der Mitte dieser Strecke - mitten in den Bergen - liegt unser Tagesziel, das Bergdorf TaXia-Cun (Pagode unten(im Tal)-Dorf)  "Kurz" nach Dabu überqueren wir die Grenze zwischen den Provinzen Guangdong und Fujian. Langsam wird es dunkel, denn schlechte Beschilderung hat uns ein paar mal in die Irre geführt. (Ortstafeln gibt es keine, denn die ließ Mao beim Langen Marsch 1934/35 abmontieren, damit sich Feinde nicht orientieren können. Seither blieb das [im Hinterland fast überall] so, man kann ja nicht wissen...

Nachdem wir die richtige Bergstraße endlich wiedergefunden haben, wird uns erzählt, dass die Straße gerade saniert wird und unpassierbar ist, ach nein, wirklich ??? 

Also wieder zurück und einen neuen Anlauf über eine andere Strecke.

Eine weitere Besonderheit, die uns unterwegs immer wieder  auffällt, sind Steinplatten an Berghängen, die wie gemauerte Kellereingänge aussehen - doch weit gefehlt ! 

Es handelt sich dabei um Gräber, zentrale Friedhöfe sind in ländlichen Gegenden noch immer unbekannt. Tote werde erst begraben, nach einigen Jahren wieder exhumiert, die Gebeine verbrannt und die Urnen dann in eben diesen Steingräbern beigesetzt. Seit einigen Jahren ist das wahllose "Verscharren" verboten, nun wird gleich feuerbestattet, die Urnen werden jedoch nach wie vor an Berghängen beigesetzt.

Nun ist es endgültig finster und unser Van quält sich mit seiner Automatik über Bergstraßen, die gerade eine Betonspur breit sind, statt der Rabatte an Rand ein 20 cm Stufe nach unten haben und KEINE Leitplanken besitzen. Als wir am nächsten Tag bei Licht dieselbe "Straße" wieder passieren, danke ich im Stillen dem lieben Gott dafür, dass er die Schlucht links davon am Vorabend in gnädige Finsternis gehüllt hat (sonst wär ich die letzten 15 km zum Quartier wahrscheinlich zu Fuß gelaufen). 

Gegen 19.30 kommen wir in TaXia an, die Herberge, in der wir untergebracht werden sollen, liegt in einem alten Hakka-Haus. 

Doch der Besitzer weigert sich, uns dort nächtigen zu lassen, er meint, dass sei kein Standard für Langnasen (Europäer). So müssen wir mit einem Zimmer beim alten, total lieben Dorflehrer vorlieb nehmen, dass zwar ein westliches WC besitzt und so was wie eine Dusche, leider aber nicht den Charme des alten Hauses. 

Hier stoßen wir aber auf Unverständnis, man kann einfach nicht glauben, dass wir "an der alten Bude mit Loch-WC und Dusche im Freien" mehr finden, als an einem normalen Zimmer mit sooooo viel Luxus. Wir wollen die netten Leute aber nicht vor den Kopf stoßen, bezeugen unsere Anerkennung für West-Klo, Brausekopf und Warmwasser dank Gasflasche, bewundern dies alles gehörig und die Welt ist wieder in Ordnung. 

Lediglich unser Chauffeur und Guide William haben das - in ihren Augen wiederum zweifelhafte - Glück, im Hakka-Haus untergebracht zu werden.

Vielleicht lag's aber auch daran, dass wir für die moderne Behausung doppelt so viel berappen durften wie im alten Rundhaus - ganze 11 Euro !

Ein einfaches Abendessen im Hakka-Rundbau beschließt den Tag und Elfi und ich fallen todmüde ins Bett.
Am Dienstag geht's zeitig zum Frühstück. Westlich ist hier nicht ! 

Also anstelle des Kaffees sauren Reisbrei (zhou) mit Kürbisstücken, dazu ein bißchen gedämpftes Gemüse. Rechts unser "Frühstücksraum" im Hintergrund.

Um uns an chinesisches Frühstück zu gewöhnen, sind wir wohl nicht lang genug hier, auf alle Fälle führt mich mein erster Weg in ein kleines Geschäft und ich kauf' mir Wasser, denn in der Früh nichts trinken, das ist nichts für mich !

Dann Abfahrt zur ersten Besichtigung: 

In GaoBei-Cun (Gaobei-Dorf) sehen wir das erste immense Hakka-Earth-Building (=tulou), einen Rundbau namens Chengqi:

Ein älterer Bewohner führt uns durch die Anlage, beschreibt uns den Aufbau der Anlage und die Funktionen der verschiedenen Einrichtungen. 

So sind die Wohneinheiten vertikal angeordnet, jede Familie hat im Erdgeschoss ein Esszimmer (Grundfläche ca. 9 m²), vor welchem im Hof gekocht wird,  direkt darüber im 1. Stock befindet sich die Speisekammer, im 2. Stock dann das Wohnzimmer, im 3. und 4. Stock die Eltern bzw. Kinderschlafräume - das war's dann auch schon an Privatleben - der Rest spielt sich gemeinschaftlich im Innenhof (hier der Innenhof eines anderen Gebäudes) ab.

Er zeigt uns auch die beiden Brunnen, einer im Osten mit eher warmem, süßlichem Wasser, einer im Westen mit kaltem, säuerlichem Wasser, der eine fördert die weibliche Schönheit, der andere das Männliche - alles Yin und Yang eben. Erstaunlich ist, dass beide Brunnen nicht sehr weit von einander entfernt in exakt derselben Tiefe entspringen...

Anschließend fahren wir weiter durch den Bezirk Yongding, zu einem Dorf, das ziemlich authentisch erhalten blieb. Die berühmtesten Gebäude heißen hier:

Zhencheng

Elfi vor Qingcheng

Yangjin

Nach einem guten Mittagessen (Tofu, Fisolen, Hase...) fahren wir weiter zum Yuchang-Gebäude, auch sehr beeindruckend. 

Dann geht's weiter über Schlammstraßen hinauf in die Berge, von wo aus man einen überwältigenden Blick auf ein Hakka-Dorf mit dem bezeichnenden Namen "Vier Gerichte - eine Suppe" hat.

Von oben gesehen, ähnelt es einem gedeckten Tisch mit einer (viereckigen) Suppenschüssel in der Mitte und 3 runden und einem ovalen Teller rundherum. 

In diesem Dorf mitten in den Bergen leben heute noch immer an die 1000 Menschen völlig authak in diesen fünf  Gebäuden und einigen kleineren Häusern.

 

Auf abenteuerlichen Straßen, über  "Brücken", durch Täler, vorbei an Tempelanlagen, Reisterrassen und Gedenkstätten fahren wir zurück nach TaXia.  

Dort drehen wir nochmals eine Dorfrunde und schießen ein paar Fotos von der Ahnengedenkstätte. Diese Säulen wurden früher für aus dem Dorf stammende Männer errichtet, die es (im kaiserlichen Beamtentum) zu etwas gebracht hatten. Heute ist man etwas großzügiger mit der Vergabe und so kommt so mancher "Sohn", der irgendwo ein Vermögen gemacht hat und dem Dorf eine Spende zukommen ließ, in den Genuss einer Gedenksäule.

Außerdem hat TaXia eine kleine, aber reich-verzierte Tempelanlage, die zwar nirgends erwähnt wird, aber auf mich wegen der vielen kleinen Details ausgesprochen sehenswert gewirkt hat.

Der Mittwoch geht mit der langen Heimreise drauf, doch irgendwie vergeht die 10-stündige Fahrt rasend schnell, angesichts der viele "Oooohs" und "Aaaaahs",  "Schau mal !" und "Wie schön" und weiterer solcher Ausrufe, die die vorbeiflitzenden Landschaften bei Elfi und mir auslösen.

Ich brauch wohl nicht mehr erwähnen, dass es wieder unter "Fotos" weitere Bilder gibt...

Der Donnerstag und Freitag vergehen mit "Gedanken und Eindrücke erst mal sortieren und verdauen", Fotos auswählen usw.

Am Donnerstag fliegt Walter zurück nach Österreich, sein Flug wurde kurzfristig von Mitternacht auf halb vier morgens verschoben, was dem Ärmsten eine lange Nacht am Flughafen Guangzhou beschert. In 2-3 Wochen kommt er wieder.

 

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Susanne und Manfred Strauß, Zhuhai